‚GESANG IST DASEIN’ TODESKONZEPTION UND DICHTUNG ALS SEINSSTIFTUNG IM SPÄTWERK RILKES INSBESONDERE DEN SONETTEN AN ORPHEUS
Claudia Neubauer
Affiliation: Uniklinik Freiburg
Keywords: Rainer Maria Rilke, Philosophie, Sonetten an Orpheus, Dichtung und Musik, Todeskonzeption, Seinsstiftung
Categories: Humanities, Social Sciences and Law
DOI: 10.17160/josha.2.3.38
Languages: German
Im Jahr 2007 wurde diese Magisterarbeit der Philologischen, Philosophischen und Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. zur Erlangung der Würde des Magister Artium vorgelegt. Für Heidegger zählt der Dichter zu den „Wagenderen“ und in Bezug auf die Worte des dritten Sonettes an Orpheus „Gesang ist Dasein“ (I,3, Z. 7) gilt für ihn: „Singen, eigens das weltische Dasein sagen, sagen aus dem Heilen des ganzen reinen Bezuges und nur dieses sagen, das bedeutet: in den Bezirk des Seienden selbst gehören. Dieser Bezirk ist als Wesen der Sprache das Sein selber. Singen den Gesang heißt: Anwesen im Anwesenden selbst, heißt: Dasein.“ Inwieweit sich diese Aussage und die anhand von Rilkes frühem Aufsatz Über Kunst aufgestellten Gedanken in dessen Dichtung, vor allem in seinem Spätwerk, unter hervorgehobener Betrachtung der Sonette an Orpheus (1922), fortsetzen und vertiefen und inwieweit sich daraus die Aufgabe der Dichter in der Nachfolge von Orpheus ableiten lässt, soll in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an die hermeneutische Methode erörtert werden. Dabei wird auch die Entwicklung und die Bedeutung von Rilkes schon früh angelegter Vorstellung eines zum Ganzen des Daseins hinzugehörigen Todes nachvollzogen. Dieses geschieht zugleich unter Berücksichtigung von Rilkes persönlichen Aussagen in seinen Tagebüchern und seinem Briefkorpus und mit gelegentlicher Heranziehung von Werken aus seiner frühen und mittleren Schaffensphase, wenn sich in diesen deutliche Hinweise und Ansätze zu später erneut aufgegriffenen und weiterentwickelten, für diese Arbeit relevanten Gedanken und Figuren finden. Unter Betracht von Rilkes Einstellung gegenüber der Musik, die für ihn im Laufe der Zeit eine zunehmende Bedeutung gewinnt, wird dabei ferner die Rolle der Musik als solcher und der gerade vom Sängergott Orpheus verkörperten Verknüpfung von Dichtung und Musik im Erschließen der Möglichkeiten dichterischer Sprache und im Verständnisprozess des Daseins sowie der Stiftung eines zeitlosen Daseins nachgegangen.